Minihaus 2014 es hat sich viel getan – und auch nicht

Es freut einen schon, wenn man als kleiner Privatblogger einen Trend richtig bald erwischt hat. So habe ich 2010 mit der Kategorie Minihaus uns Microhome begonnen und im letzten Jahr hat sich das Thema so richtig zum Renner entwickelt. Was hat sich getan in diesen 4 Jahren. Ein kurzer Überblick was heute „State of the Art“ im Minihaus Bereich ist. 

Es ist schon interessant. Fast täglich findet man heute Berichte und News über Minihäuser auf der ganzen Welt. Ständig Berichte über Aussteiger die aus Nachhaltigkeitsgründen Minimalismus in allen Bereichen leben, Freaks, die ihren Freiheitsdrang auch beim Thema Wohnen nicht vernachlässigen, oder Yuppies, die in zentralsten Lagen ihr eigenes Haus haben, auch wenn dieses nur 10m2 gross ist.

Trotzdem interessant ist, dass wenn ich meinen Überblick über den Minihausmarkt aus 2010 ansehe und aktuelle Modelle betrachte ich leider wenig Unterschied feststelle. Dies betrifft alle Bereiche.

Das Design war damals schon Top, auch wenn kein Mensch so ein Ding gekauft hat. Dies liegt sicher daran, dass sich von Anfang an eher künstlerisch arbeitende Architekten und Designer für dieses Thema interessiert haben, als die breite Masse der Hausbauindustrie. Nachdem sich in den letzten 4 Jahren der Sinn für Ästhetik nicht völlig gewandelt hat, sind diese Modelle also optisch damals wie heute zum Teil Top. Eventuell kann man einen leichten Trend zu runderen Formen feststellen. Die ganz scharfkantigen Würfel sind nicht mehr so in Mode, der Kostenfaktor bringt diese aber dann trotzdem recht schnell wieder ins Rennen. Lustigerweise hat sich in Amerika der „Südstaatenstil“ mit Minihäusern, die aussehen als wäre ein altes Südstaatenhaus in die Presse gekommen, bis heute gehalten, während Europa nach wie vor mehr auf topmoderne Designwürfel setzt. In den USA arbeitet man eher an mobilen Häusern, was wohl auch traditionell in den USA mehr verankert und rechtlich einfacher ist. (In den USA werden ja auch grosse Häuser gerne per LKW übersiedelt). Bei uns ist eher die fixe Variante am Markt. Amerikaner setzen mehr auf Kostenreduktion und Eigenbau, bei uns kosten die Teile zum Teil fast so viel wie ein „richtiges Haus“ sehen aber dafür aus wie Raumschiffe.

In Sachen Haustechnik leidet das Minihaus nach wie vor an grundsätzlichen Problemen, die schon echte technische Innovationen brauchen würden um gelöst zu werden. Hier ist wohl der Markt der „verrückten“ Minihausfreaks nicht interessant genug, dass man was entwickeln würde. Dass Minihäuser ein Grundsatzproblem bei Energieausweis haben ist Tatsache und habe ich hier ausgiebig erörtert. Was man brauchen würde wären erstens innovative Wandaufbauten, die einerseits Top Isolierung bieten, andererseits möglichst wenig Platzbedarf haben. Bei einem mobilen Minihaus mit 3m Breite ist ein Wandaufbau mit 25cm schon kaum mehr tragbar. Wenn man bedenkt, dass man beim EFH-Bau heute so ab 50cm Wandstärke rechnen kann, hat man hier ein Problem. Es gibt moderne Baustoffe die dies erfüllen könnten. Manche Minihaushersteller greifen auf geschäumte Platten zurück, die recht gute Werte liefern. Wirklicher Umbruch wären wohl Vakuumdämmplatten, aber die sind teuer und machen auch ihre Problemchen.

Dann das leidige Problem mit der Heizung. Man braucht eine möglichst unabhängige, kleine Heiztechnik. Hier bietet sich fast nur Holz oder Strom an. Ich sag mal Holz für die Hippies, Strom für die Yuppies. Traurig ist aber, dass es tatsächlich noch keine innovativen Lösungen am Markt gibt. Hier sollten die Designer mal einen Techniker ran lassen. Warum haben Häuser, die bis zu 10.000 Euro pro Quadratmeter kosten eine Stromheizung. Wenigstens eine hocheffiziente Luftwärmepumpe würde ich mir erwarten. Solar scheint für die Designer nicht zu existieren (oder ist es zu hässlich?).

Studentenwohnung als Minihaus.
Studentenwohnung als Minihaus.

Dann bin ich immer wieder erstaunt über einen Trend ohne realen Niederschlag. Wer hat schon ein Minihaus gesehen, in dem auch ein Mensch lebt (also kein Musterhaus). Ein wenig kommen mir die Berichte in den Medien vor wie Berichte von Aussteigern auf Inseln oder Weltumseglern. Die wenigen Pioniere die es gibt werden quer durch die Presse gereicht, aber Breitenwirksamkeit gibt es praktisch keine. Manchmal habe ich das Gefühl es gibt schon mehr Minihausmodelle am Markt, als Minihäuser in Deutschland. Nachdem das Geschäft mit den Privathäusern sicher nicht so anläuft, wie sich manch einer dies vorstellt, versucht man sich auch im Bereich Hotel und Studentenheim zu etablieren, was sicher vernünftig ist.

Trends werden ja manchmal von der Politik völlig ignoriert. So gibt es derzeit mal keinerlei Ambitionen die teilweise recht schwierigen rechtlichen Gegebenheiten zu vereinfachen. Weniger Wohnraum, ressourcenschone Produktion und nachhaltiges Leben wären eigentlich für die Politik nicht uninteressant, aber hier scheinen auch die realen Zahlen und damit die Hausbaulobby zu wenig dran zu sein.

Alles in allem ein ernüchterndes Fazit. Nach wie vor ein schöner interessanter Trend, aber wenig reale Umsetzung und vor allem wenig technischer Innovation. Wenn da topaktuelle Minihäuser mit „nur“ 120kWh/m2 und Stromheizung angeboten werden ist das etwas wenig Leistung für viel Geld. Ich persönlich halte den Minihaustrend in den USA für den sympathischeren. Hier sind eher Selbstbauer und Kostenminimalisten am Werk. Ich erkenne nach wie vor nicht das Zielpublikum für ein 20m2 Minihaus um 120.000 Euro. Mal sehen, was sich in den nächsten 4 Jahren tut, vielleicht kann ich 2018 besseres berichten 😉

Ein ganz aktuelles Projekt von einem deutschen Selbermacher gibt hier.


  1. redshirin

    Ich bin auch wieder mal am Durchforsten und bin entsetzt über die Preisentwicklung. Wenn Simplicity zur Mode wird, wird die Preisspanne offensichtlich sofort wieder größer. Oder ist es umgekehrt, dass diese Häuser nicht über die Prototyp-Phase hinauskommen?
    Leider gibt es auch so gut wie keine Erfahrungen im Netz von Leuten, die solche Häuser wirklich bewohnen. Es wäre sehr fein, wenn diese motiviert werden könnten, ihre Erfahrungen und Eindrücke im Netz zu schildern.

    Ergänzen möchte ich noch Abies-Haus aus Polen, wozu ich nur in polnischen Foren was gefunden hab, was etwas widersprüchlich wirkt. Ausschauen tuts jedenfalls sehr gut http://www.abies-fertighaus.eu/kontakt.html#top-3

    Auch die hier haben offensichtlich mit Abies gebaut und scheint sowieso interessant http://www.heil-thomas.de/BilligPlusEnergieHaus.htm.

    LG in der Hoffnung, dass das Thema weiterlebt 😉

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    1. comment by losmuchachos
      admin

      Hallo redshirin,

      danke für diese tollen Links. Da hab ich jetzt mal was zu lesen….

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    2. Helmut

      Hi, Redshirin!

      Musste Erfahrungen mit der Firma Abies-Fertighaus sammeln, die ich auf Anfrage gerne weitergebe!
      Ansonten gilt:
      VORSICHT! ist grundsätzlich besser als Nachsicht! Unbedingt Wert auf selbst benannten Architekten legen und auf einem selbst benannten Bausachverständigen, der von Anfang an den Bau begleitet! …Brief und Siegel: es wird zu keinem Vertrag kommen…

      Auch einige der auf Website beworbenen Materialhersteller sollten zwischenzeitlich etwas zur Firma erzählen können.

      Grüßle, Helmut

      Antworten
      1. Bernhard Berger

        Was sind deine Erfahrungen mit Abies-Fertighaus?
        Herzliche Grüße
        Bernhard

      2. comment by losmuchachos
        el muchacho

        Hab keine, aber hat man da nicht schlechtes gelesen ????

      3. Helmut

        Ich grüße Sie, Bernhard Berger und natürlich auch alle anderen Interessierten!
        Ich persönlich würde nie mehr wieder mit der Firma Abies-Fertighaus bauen!
        Mehr Erfahrungen aber findet man auf dem Forum Bauen.com. Allerdings muss man sich dort im Forum registrieren und dann z.B. Abies eingeben. Die Beiträge dort können sich helfen, sich ein genaueres Bild über Abies-Fertighaus zu machen. Dort kann man sich auch mit Bauherren in Verbindung setzen.

        Helmut

    3. irgendwas

      … leider fehlen konkrete Fakten. Was genau sind die Kritikpunkte?

      Antworten
      1. Helmut

        Hallo, irgendwas!
        Habe erst heute deinen Kommentar gelesen. Falls du mehr Fakten/Kritikpunkte zu Abies-Modulhaus/Fertighaus hören möchtest, dann einfach unter bauen.com anmelden und dort unter Abies eine Nachricht hinterlassen!
        Helmut

  2. Rob

    Aus „romantischer“ Sicht sind die Trends mögen die vielen Beispiele aus Amerika ja nett sein. Und natürlich nicht nur aus Amerika – siehe z.B. Kirsten Dirksens Youtube Kanal. Haufenweise internationale Beispiele.

    Aber üblicherweise haben sie vor allem anekdotischen Charakter. Für Leute, die entweder lokale Beamte schmieren können oder das Risiko, dass ihr Grundstück geräumt wird, auf sich nehmen. Und je nach Beispiel sind sie entweder auch nicht günstig oder verlangen großes Handwerksgeschick. Ich persönlich würde es garnicht auf mich nehmen wollen, etwas selber zu bauen, weil ich befürchten würde, dass es irgendwann einstürzt, versehentlich nicht ausreichend gedämmt ist, sich aufgrund meines mangelnden Kenntnis irgendwo Schimmel bildet, etc.. Auch habe ich keine Architektenfreunde usw., wegen denen ich bei Planung und Durchführung mächtig sparen könnte.
    Und selbst WENN das alles kein Problem ist, hat man gerade bei den günstigen DIY-Beispielen immer noch das Problem – wenn es nicht gerade extrem abgelegen ist, wird man unter Umständen Probleme mit Lärm haben bei z.B. Holzwänden mit dünner Dämmung. Ebenso ist es fraglich, wie hoch die Energiekosten bei solchen Projekten sind.

    Daher finde ich diverse Angebote von Firmen, die den Bau übernehmen, durchaus ansprechend. Sollte der Preis pro m² natürlich bei weitem den eines „herkömmlichen Hauses“ übersteigen… naja dann frag ich mich – wieso nicht herkömmlich bauen, aber eben mit geringer Fläche? Oder nehmen Firmen solche Aufträge nicht an? Und wenn eine dünne Wand mit Spezialmaterialien evtl. mehr als eine mit 50cm kostet – wieso nicht eine dicke?
    Nun ja, ich bin eben selber noch am Recherchieren und überlegen, was ich am besten mache.

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  3. Andreas Corente

    Hallo,

    wie kann ich mit Helmut Kontakt aufnehmen, da es im Forum Bauen.com nicht mehr möglich ist sich zu registrieren!
    Ich hätte einige Fragen an Ihn!

    Antworten
      1. Hans Menger

        Hallo el muchacho, kannst du mir die gleiche Mail auch mal schicken. Ich würde auch gerne mit Ihm Kontakt aufnehmen.

  4. kummer

    Abies Fertighaus , nie nie nie nie nie wieder

    Antworten
    1. Ernst

      Hallo, Kummer
      Sind offensichtlich Leidensgenossen – melde dich einfach mal.

      Antworten

Was meinst du ???

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